02.05.2004, 15:58
Angeregt durch den Beitrag von GX285 über die GX 285 D möchte ich etwas über die GX 260 D schreiben. Es würde mich interessieren, wie diese Maschine in der Akai-Hierarchie angesiedelt ist. Sie scheint der GX 285 sehr ähnlich zu sein, ist vielleicht soetwas wie die kleinere, jüngere Schwester der GX 285, vielleicht aber auch deren Nachfolgerin. Kennt sich jemand aus?
Eine 260er in makellosem Zustand findet sich seit Jahren in meinem Besitz. Zuvor gehörte sie meinem Freund. Er hat sie sich Mitte der 70er gekauft - also etwas später als Hellmut seine GX 285 - und bei einem Hamburger Versand-Discounter ca. 1100.-- DM bezahlt. Als er vor vielen Jahren das Tonbandeln aufgab, bot er sie mir an. Ich war damals noch nicht Sammler, konnte aber nicht mit zusehen wie das gute Stück irgendwo hinkam. Also nahm ich es.
Wir hatten unsere Geräte damals zeitgleich gekauft. Er die Akai, ich meine A77. Natürlich haben wir die Geräte getestet und gegeneinander verglichen, und mehr als einmal kamen mir Zweifel, auf das richtige Pferd gesetzt zu haben.
Das Gerät machte einen sehr wertigen Eindruck, die Anfassqualität ist hervorragend. Schalter und Regler laufen satt und präzise. Vorteil Akai, denn die A77 kam schon im Neuzustand etwas "ausgeleiert" daher. Die Rückwand aus Pappe - gegen die es technisch eigentlich nichts einzuwenden gibt - mußte als einziger Kritikpunkt in den Kriterien "Optik & Haptik" herhalten.
Die VU-Meter waren groß, auch aus weiter Entfernung gut ablesbar und machten einfach mehr her, als die pofeligen Revox-Instrumente. Das ist jedoch nur ein vorgergründiger Vorteil: Wenn man beide Instrumente gleichzeitig beobachten will, so ist das aus der Nähe schwierig, man muß weiter weg gehen als man es normalerweise tun würde. Und was nützt es mir, wenn ich noch aus der anderen Zimmerecke sehe, daß übersteuert wird - dann ist es eh schon zu spät. Jedes VU für sich einzeln ist jedoch besser und präziser ablesbar als bei Revox. Schade, daß man keine Anordung wie bei der A700 gewählt hat - spiegelbildliche Instrumente mit den Zeigerspitzen "gegeneinander".
Auch die satt und präzise laufenden Regler haben ein unnötiges Manko: Der Markierungsstrich ist schwer erkennbar und noch schwerer ist zu erkennen, wie er zur Skala steht - er ist einfach zu weit weg von ihr. Leider nicht ganz praxisgerecht, und hätte man den Strich auf den Umfang des Reglers hinaus verlängert bis an die Skala hin und hätte man dieser ein paar zusätzliche Teilungen spendiert, dann wäre dieses Problem behoben.
Die Tasten gehen ein wenig hart, daran gewöhnt man sich jedoch schnell. Spulen und Rangieren klappen einwandfrei. Wickeln und Anlaufen sind kein Problem. Die Akai macht es sich auch einfach - sie nimmt max. 18er Spulen auf und erzeugt die Laufzeit mit Auto-Reverse. Bei Verwendung von Doppelspielband erzielt sie längere Laufzeiten als ein Großspuler mit Langspielband, wenn man mit der kurzen Umschaltlücke leben kann.
Klanglich grub die Akai der Revox zunächst das Wasser ab. Ein Sinuston bei 9,5 cm/sec aufgenommen und im Hinterband abgehört kam rein und ohne Pegelschwankungen - bei der A77 war der gleiche Ton nicht wiederzuerkennen, er klang wie zerrupft. Das auch bei sehr hochwertigem Bandmaterial, also Maxell statt Revox 601. Ich war entsetzt. Bei normaler Musik war nichts gravierendes zu bemerken. Bei 9,5 produzierte die A77 ab und zu drop-outs oder besser gesagt: minimale Pegelschwankungen, die Akai hingegen nicht. Das mag am Bandmaterial gelegen haben. Die Akai lief mit Maxell, BASF und AGFA, die A77 mit dem 601. Andere Bandsorten minimierten das Problem ohne es ganz zu beseitigen. Gehört wurde über Kopfhörer (Sennheiser HD 424), da war das bessere Drop-Out-Verhalten der Akai klar zu hören. Bei Lautsprecherbetrieb schmolzen die Unterschiede. Das versöhnte mich wieder etwas mit der A77.
Wesentlich anders sah es bei 19 cm/sec aus. Unterschiede zwischen den Geräten haben wir damals nicht gehört und die A77 konnte was die Laufzeit anbelangt den Großspuler raushängen lassen.
Die Akai hatte einen einzigen Defekt, eine Schaltfahne aus Kupfer war gebrochen. Der Service schickte ein E-Teilpaket mein Freund reparierte selber. Das war alles. Auch heute spielt dieses Gerät einwandfrei. Einziger Langzeitschaden: Die beiden filigranen Fühlhebelchen die silikonbedämpft signalisieren, ob das Band eingelegt ist oder nicht laufen mitlerweile sehr zäh und träge. In der Praxis peitscht das Band sehr lange, bis endlich abgeschaltet wird. Ich habe mir angewöhnt, die Hebel vor Inbetriebnahme etwas von Hand zu bewegen, so daß er leichtgängiger wird. Anzumerken ist, daß das Gerät im unbezheizten Schlafzimmer steht und das Problem vorzugsweise im Winter auftritt.
Was noch unangenehm auffällt, ist der Kopfhörer-Ausgang. Sehr leise und nicht regelbar ist er so nicht verwendbar. Schade! Meine A77 musste ich sehr lange ohne eigene Anlage nur mit dem Kopfhörer betreiben - mit der Akai wäre das nicht möglich gewesen.
Unterm Strich ein sehr gute Maschine. Wer 26er Spulen als Vorteil an sich sieht, der auch durch Auto-Reverse nicht ersetzt werden kann wird einem Großspuler den Vorzug geben, wer die kleinen Spulen praktischer findet und sich alleine an den HiFi-Qualitäten orientiert und eine Maschine "für die Anlage im Wohnzimmer" sucht trifft mit der Akai bestimmt keine falsche Wahl.
Leider ist Service nur noch sehr eingeschränkt möglich. Tröstlich, daß der Kopfverschleiß kein Problem ist, aber es geht ja noch anderes kaputt.
- Michael -
Eine 260er in makellosem Zustand findet sich seit Jahren in meinem Besitz. Zuvor gehörte sie meinem Freund. Er hat sie sich Mitte der 70er gekauft - also etwas später als Hellmut seine GX 285 - und bei einem Hamburger Versand-Discounter ca. 1100.-- DM bezahlt. Als er vor vielen Jahren das Tonbandeln aufgab, bot er sie mir an. Ich war damals noch nicht Sammler, konnte aber nicht mit zusehen wie das gute Stück irgendwo hinkam. Also nahm ich es.
Wir hatten unsere Geräte damals zeitgleich gekauft. Er die Akai, ich meine A77. Natürlich haben wir die Geräte getestet und gegeneinander verglichen, und mehr als einmal kamen mir Zweifel, auf das richtige Pferd gesetzt zu haben.
Das Gerät machte einen sehr wertigen Eindruck, die Anfassqualität ist hervorragend. Schalter und Regler laufen satt und präzise. Vorteil Akai, denn die A77 kam schon im Neuzustand etwas "ausgeleiert" daher. Die Rückwand aus Pappe - gegen die es technisch eigentlich nichts einzuwenden gibt - mußte als einziger Kritikpunkt in den Kriterien "Optik & Haptik" herhalten.
Die VU-Meter waren groß, auch aus weiter Entfernung gut ablesbar und machten einfach mehr her, als die pofeligen Revox-Instrumente. Das ist jedoch nur ein vorgergründiger Vorteil: Wenn man beide Instrumente gleichzeitig beobachten will, so ist das aus der Nähe schwierig, man muß weiter weg gehen als man es normalerweise tun würde. Und was nützt es mir, wenn ich noch aus der anderen Zimmerecke sehe, daß übersteuert wird - dann ist es eh schon zu spät. Jedes VU für sich einzeln ist jedoch besser und präziser ablesbar als bei Revox. Schade, daß man keine Anordung wie bei der A700 gewählt hat - spiegelbildliche Instrumente mit den Zeigerspitzen "gegeneinander".
Auch die satt und präzise laufenden Regler haben ein unnötiges Manko: Der Markierungsstrich ist schwer erkennbar und noch schwerer ist zu erkennen, wie er zur Skala steht - er ist einfach zu weit weg von ihr. Leider nicht ganz praxisgerecht, und hätte man den Strich auf den Umfang des Reglers hinaus verlängert bis an die Skala hin und hätte man dieser ein paar zusätzliche Teilungen spendiert, dann wäre dieses Problem behoben.
Die Tasten gehen ein wenig hart, daran gewöhnt man sich jedoch schnell. Spulen und Rangieren klappen einwandfrei. Wickeln und Anlaufen sind kein Problem. Die Akai macht es sich auch einfach - sie nimmt max. 18er Spulen auf und erzeugt die Laufzeit mit Auto-Reverse. Bei Verwendung von Doppelspielband erzielt sie längere Laufzeiten als ein Großspuler mit Langspielband, wenn man mit der kurzen Umschaltlücke leben kann.
Klanglich grub die Akai der Revox zunächst das Wasser ab. Ein Sinuston bei 9,5 cm/sec aufgenommen und im Hinterband abgehört kam rein und ohne Pegelschwankungen - bei der A77 war der gleiche Ton nicht wiederzuerkennen, er klang wie zerrupft. Das auch bei sehr hochwertigem Bandmaterial, also Maxell statt Revox 601. Ich war entsetzt. Bei normaler Musik war nichts gravierendes zu bemerken. Bei 9,5 produzierte die A77 ab und zu drop-outs oder besser gesagt: minimale Pegelschwankungen, die Akai hingegen nicht. Das mag am Bandmaterial gelegen haben. Die Akai lief mit Maxell, BASF und AGFA, die A77 mit dem 601. Andere Bandsorten minimierten das Problem ohne es ganz zu beseitigen. Gehört wurde über Kopfhörer (Sennheiser HD 424), da war das bessere Drop-Out-Verhalten der Akai klar zu hören. Bei Lautsprecherbetrieb schmolzen die Unterschiede. Das versöhnte mich wieder etwas mit der A77.
Wesentlich anders sah es bei 19 cm/sec aus. Unterschiede zwischen den Geräten haben wir damals nicht gehört und die A77 konnte was die Laufzeit anbelangt den Großspuler raushängen lassen.
Die Akai hatte einen einzigen Defekt, eine Schaltfahne aus Kupfer war gebrochen. Der Service schickte ein E-Teilpaket mein Freund reparierte selber. Das war alles. Auch heute spielt dieses Gerät einwandfrei. Einziger Langzeitschaden: Die beiden filigranen Fühlhebelchen die silikonbedämpft signalisieren, ob das Band eingelegt ist oder nicht laufen mitlerweile sehr zäh und träge. In der Praxis peitscht das Band sehr lange, bis endlich abgeschaltet wird. Ich habe mir angewöhnt, die Hebel vor Inbetriebnahme etwas von Hand zu bewegen, so daß er leichtgängiger wird. Anzumerken ist, daß das Gerät im unbezheizten Schlafzimmer steht und das Problem vorzugsweise im Winter auftritt.
Was noch unangenehm auffällt, ist der Kopfhörer-Ausgang. Sehr leise und nicht regelbar ist er so nicht verwendbar. Schade! Meine A77 musste ich sehr lange ohne eigene Anlage nur mit dem Kopfhörer betreiben - mit der Akai wäre das nicht möglich gewesen.
Unterm Strich ein sehr gute Maschine. Wer 26er Spulen als Vorteil an sich sieht, der auch durch Auto-Reverse nicht ersetzt werden kann wird einem Großspuler den Vorzug geben, wer die kleinen Spulen praktischer findet und sich alleine an den HiFi-Qualitäten orientiert und eine Maschine "für die Anlage im Wohnzimmer" sucht trifft mit der Akai bestimmt keine falsche Wahl.
Leider ist Service nur noch sehr eingeschränkt möglich. Tröstlich, daß der Kopfverschleiß kein Problem ist, aber es geht ja noch anderes kaputt.
- Michael -
Michael(F)