Akai GX 260 D
#1
Angeregt durch den Beitrag von GX285 über die GX 285 D möchte ich etwas über die GX 260 D schreiben. Es würde mich interessieren, wie diese Maschine in der Akai-Hierarchie angesiedelt ist. Sie scheint der GX 285 sehr ähnlich zu sein, ist vielleicht soetwas wie die kleinere, jüngere Schwester der GX 285, vielleicht aber auch deren Nachfolgerin. Kennt sich jemand aus?

Eine 260er in makellosem Zustand findet sich seit Jahren in meinem Besitz. Zuvor gehörte sie meinem Freund. Er hat sie sich Mitte der 70er gekauft - also etwas später als Hellmut seine GX 285 - und bei einem Hamburger Versand-Discounter ca. 1100.-- DM bezahlt. Als er vor vielen Jahren das Tonbandeln aufgab, bot er sie mir an. Ich war damals noch nicht Sammler, konnte aber nicht mit zusehen wie das gute Stück irgendwo hinkam. Also nahm ich es.

Wir hatten unsere Geräte damals zeitgleich gekauft. Er die Akai, ich meine A77. Natürlich haben wir die Geräte getestet und gegeneinander verglichen, und mehr als einmal kamen mir Zweifel, auf das richtige Pferd gesetzt zu haben.

Das Gerät machte einen sehr wertigen Eindruck, die Anfassqualität ist hervorragend. Schalter und Regler laufen satt und präzise. Vorteil Akai, denn die A77 kam schon im Neuzustand etwas "ausgeleiert" daher. Die Rückwand aus Pappe - gegen die es technisch eigentlich nichts einzuwenden gibt - mußte als einziger Kritikpunkt in den Kriterien "Optik & Haptik" herhalten.

Die VU-Meter waren groß, auch aus weiter Entfernung gut ablesbar und machten einfach mehr her, als die pofeligen Revox-Instrumente. Das ist jedoch nur ein vorgergründiger Vorteil: Wenn man beide Instrumente gleichzeitig beobachten will, so ist das aus der Nähe schwierig, man muß weiter weg gehen als man es normalerweise tun würde. Und was nützt es mir, wenn ich noch aus der anderen Zimmerecke sehe, daß übersteuert wird - dann ist es eh schon zu spät. Jedes VU für sich einzeln ist jedoch besser und präziser ablesbar als bei Revox. Schade, daß man keine Anordung wie bei der A700 gewählt hat - spiegelbildliche Instrumente mit den Zeigerspitzen "gegeneinander".

Auch die satt und präzise laufenden Regler haben ein unnötiges Manko: Der Markierungsstrich ist schwer erkennbar und noch schwerer ist zu erkennen, wie er zur Skala steht - er ist einfach zu weit weg von ihr. Leider nicht ganz praxisgerecht, und hätte man den Strich auf den Umfang des Reglers hinaus verlängert bis an die Skala hin und hätte man dieser ein paar zusätzliche Teilungen spendiert, dann wäre dieses Problem behoben.

Die Tasten gehen ein wenig hart, daran gewöhnt man sich jedoch schnell. Spulen und Rangieren klappen einwandfrei. Wickeln und Anlaufen sind kein Problem. Die Akai macht es sich auch einfach - sie nimmt max. 18er Spulen auf und erzeugt die Laufzeit mit Auto-Reverse. Bei Verwendung von Doppelspielband erzielt sie längere Laufzeiten als ein Großspuler mit Langspielband, wenn man mit der kurzen Umschaltlücke leben kann.

Klanglich grub die Akai der Revox zunächst das Wasser ab. Ein Sinuston bei 9,5 cm/sec aufgenommen und im Hinterband abgehört kam rein und ohne Pegelschwankungen - bei der A77 war der gleiche Ton nicht wiederzuerkennen, er klang wie zerrupft. Das auch bei sehr hochwertigem Bandmaterial, also Maxell statt Revox 601. Ich war entsetzt. Bei normaler Musik war nichts gravierendes zu bemerken. Bei 9,5 produzierte die A77 ab und zu drop-outs oder besser gesagt: minimale Pegelschwankungen, die Akai hingegen nicht. Das mag am Bandmaterial gelegen haben. Die Akai lief mit Maxell, BASF und AGFA, die A77 mit dem 601. Andere Bandsorten minimierten das Problem ohne es ganz zu beseitigen. Gehört wurde über Kopfhörer (Sennheiser HD 424), da war das bessere Drop-Out-Verhalten der Akai klar zu hören. Bei Lautsprecherbetrieb schmolzen die Unterschiede. Das versöhnte mich wieder etwas mit der A77.

Wesentlich anders sah es bei 19 cm/sec aus. Unterschiede zwischen den Geräten haben wir damals nicht gehört und die A77 konnte was die Laufzeit anbelangt den Großspuler raushängen lassen.

Die Akai hatte einen einzigen Defekt, eine Schaltfahne aus Kupfer war gebrochen. Der Service schickte ein E-Teilpaket mein Freund reparierte selber. Das war alles. Auch heute spielt dieses Gerät einwandfrei. Einziger Langzeitschaden: Die beiden filigranen Fühlhebelchen die silikonbedämpft signalisieren, ob das Band eingelegt ist oder nicht laufen mitlerweile sehr zäh und träge. In der Praxis peitscht das Band sehr lange, bis endlich abgeschaltet wird. Ich habe mir angewöhnt, die Hebel vor Inbetriebnahme etwas von Hand zu bewegen, so daß er leichtgängiger wird. Anzumerken ist, daß das Gerät im unbezheizten Schlafzimmer steht und das Problem vorzugsweise im Winter auftritt.

Was noch unangenehm auffällt, ist der Kopfhörer-Ausgang. Sehr leise und nicht regelbar ist er so nicht verwendbar. Schade! Meine A77 musste ich sehr lange ohne eigene Anlage nur mit dem Kopfhörer betreiben - mit der Akai wäre das nicht möglich gewesen.

Unterm Strich ein sehr gute Maschine. Wer 26er Spulen als Vorteil an sich sieht, der auch durch Auto-Reverse nicht ersetzt werden kann wird einem Großspuler den Vorzug geben, wer die kleinen Spulen praktischer findet und sich alleine an den HiFi-Qualitäten orientiert und eine Maschine "für die Anlage im Wohnzimmer" sucht trifft mit der Akai bestimmt keine falsche Wahl.

Leider ist Service nur noch sehr eingeschränkt möglich. Tröstlich, daß der Kopfverschleiß kein Problem ist, aber es geht ja noch anderes kaputt.

- Michael -
Michael(F)
Zitieren
#2
Ich kann die Lautstärke mit VOLUME einstellen bei meiner GX285.

Das "Sehr leise" wird durch die 8-Ohm-Anpassung verursacht.

Da Kopfhörer heutzutage so zwischen 50 Ohm und 600 Ohm liegen,
habe ich auch meine GX285 diesbezüglich modifiziert.
(Mein alter 8Ohm-Hörer geht aber daran auch jetzt noch.)
Zitieren
#3
Einen Volume-Regler gibt es nicht - der Kopfhörerausgang hat einen festen Pegel.

Weiterer Kritikpunkt: Die großen VUs liegen unnötig weit auseinander, denn zwischen ihnen hat man noch die Record-Tasten untergebracht. Jeder Kanal hat eine eigene Taste. Damit wird nicht der Kanal "scharf" gemacht wie bei Revox, sondern die Tasten müssen zeitgleich mit der Play-Taste gedrückt werden, um eine Aufnahme zu starten, oder besser gesagt: einen Tick vorher.

Wer eine Stereo-Aufnahme startet, muss also gleichzeitig 3 Tasten betätigen! Diese liegen soweit auseinander, daß man 2 Hände dazu braucht. Sehr unbequeme Lösung!

- Michael -
Michael(F)
Zitieren
#4
Ich hatte von diesem Modell so 4 oder 5 Stück. Sie sind ausgesprochen schwer und wertig verarbeitet. Der Kopfhörerausgang ist tatsächlich mit 'handelsüblichen' Sennheisern nicht zu gebrauchen. Ich durfte einmal zuschauen, wie eine Saba-Besitzerin bei deisem Gerät das Band einfädelte und die Maschine einfach nicht laufen wollte -> Kunststück, wenn man die beiden Gnubbel links außen und rechts außen für Umlenkrollen hält Smile

Ansonsten ein wohl problemloses Gerät, über dessen Klang ich mich aber gerne mit dem Rest der Menschheit streiten würde Wink
Zitieren
#5
Bei meiner muß ich REC drücken, gedrückt halten und dann PLAY drücken,
um eine Aufnahme zu starten.
Das geht auch mit einer Hand.

Aber, ich kann zuvor PAUSE drücken (rastend) und mache sie
dann mittels REC+PLAY 'scharf'.
Ich brauche dann immer nur PAUSE lösen, aktivieren, lösen, ....
Gelöscht wird diese Selbsthaltung mit STOP.
Zitieren
#6
Es ist traurig, wie solche Maschinen bei eBay verscherbelt werden.

Mängelbehaftete gehen für ein paar EUR weg.
Makellose, kaum benutzte für 10-20 EUR.
Versandkosten können mehrfach höher sein...

GX260/265 sind offensichtlich sehr häufig.
GX280/285 sind hingegen eine große Seltenheit.

Ich finde, die 260er ist vom Aufbau der Front her etwas unglücklich komponiert.
Es kann sein, daß sie sogar ein neueres Modell als die 280er ist.

Es fällt auf, daß AKAI unglaublich viele Typen herausgebracht hat!
Von GX-6 bis GX-747 ist das gut aufgefüllt, mit vielleicht 40 Typen.
Von Revox kenne ich eigentlich nur A700, A77, B77.
Zitieren
#7
==> gx285

was Revox anbelangt: Alleine von der A77 gab es eine Vielzahl von Varianten. Das ist fast schon ein Sammelgebiet für sich ;-)

Ansonsten hast Du Recht. Wenn man mal von den Rohrengeräten absieht (G36 und älter) so gab es noch die PR99 und die C270, die aber nicht als HiFi-Maschinen gedacht waren. Das Modellprogramm war bei Revox immer sehr übersichtlich.

Was die Akai angeht: Hat keine Paustaste, und von PlayFWD bis zum äussersten Rec-Schalter sind es fast 20 cm, da muss man die Hand ganz schön spreizen für einen einhändigen Start und dabei darauf achten, daß die Rec-Tasten vor der Play-Taste gedrückt wird. Immer wieder findet man bei den Japanern solche nicht nachvollziehbaren Lösungen.

- Michael -
Michael(F)
Zitieren
#8
Zitat:Michael Franz postete
die GX 260 D schreiben. Es würde mich interessieren, wie diese Maschine in der Akai-Hierarchie angesiedelt ist. Sie scheint der GX 285 sehr ähnlich zu sein, ist vielleicht soetwas wie die kleinere, jüngere Schwester der GX 285, vielleicht aber auch deren Nachfolgerin.
Auch hier nach langer Zeit noch eine Ergänzung: Technisch sind sich die 280/ 285/ 286 und die 260 gar nicht so ähnlich. Die 280er-Maschinen waren Dreikopfgeräte, bei denen die Reverse-Funktion (wie bei den kleineren Geschwistern GX-210 und GX-22x) über einen schwenkbaren Wiedergabekopf realisiert war. Die 260 hat sechs Köpfe und Reverse für Aufnahme und Wiedergabe (dies übrigens als erste Akai-Maschine). Auf der anderen Seite gab es die 260 leider nicht (wie die 285 und 286) mit Dolby zu kaufen.

Die 260 ist, auch wenn man dies angesichts der Bezeichnung denken mag, in der Geräte-Hierarchie keinesfalls unterhalb der 28x angesiedelt, sondern hat diese 1973 als Spitzenmodell der 200er-Reihe abgelöst.
Zitieren
#9
Und noch ein Nachtrag: Die verblüffende Ähnlichkeit der GX-260 D zur Sony TC-580 ist mir, wie letztens schon mal angesprochen, seit Jahren ein großes Rätsel. Als ich die Sony zum ersten mal in den Beständen eines Sammlers gesehen habe, dachte ich, jemand hätte sich einen Scherz erlaubt und eine GX-260 mit einem Sony-Logo versehen.
Zitieren
#10
So, meine läuft nun seit zwei Tagen und wurde auch schon kräftig beansprucht. :-)

Da es bereits meine zweite 260 ist, ist das große Aha-Erlebnis natürlich ausgeblieben. Was mich bei meiner ersten schon gestört hat und immer noch stört:

- Keine Pausentaste! Und, das muß man ganz fair sagen: Bei diesem Gerät fehlt sie noch schmerzlicher als bei der A77, denn zum Start einer Aufnahme muß man hier die Play-Taste zusammen mit den beiden weit entfernt liegenden Aufnahmetasten drücken. Wer diese Maschine für Stop-And-Go-Mitschnitte aus dem Radio genutzt hat, wird wohl öfters mal neidisch auf die Besitzer der kleineren 210 und 22x geschielt haben.

- Der Aufnahmepegel wird (wie bei Akai damals leider üblich) für beide Kanäle mit zwei völlig unabhängigen Drehreglern eingestellt, die bei der 260 auch noch sehr weit auseinanderliegen. Ein- und Ausblenden während der (Stereo-)Aufnahme ist also schwierig.

Ansonsten aber ein Gerät, das einfach Spaß macht! Klang und Verarbeitungsqualität sind sehr gut, und außerdem ist die 260 ein echter Hingucker. :-)
Zitieren
#11
Hallo zusammen und nach sehr, sehr langer Zeit mal wieder ein Posting !!

Nach über einem Jahr Standzeit bei einem Freund sind meine beiden 260er von München nun endlich bei mir angekommen. Da sie mit blauen VU's ausgestattet sind , handelt es sich wohl um die amerikanische Variante.

Wo liegen sonst unterschiede zur europäischen 260D ??

Grüße, 4504 !!
Zitieren
#12
Hallo 4504!

Zwischen der Euro- und der US-Version der 260 einer Generation (s.u.) gibt es meines Wissens nur den optischen Unterschied bei der Farbe der VU-Meter. Die US-Versionen kamen wohl über einige Grauimporteure nach Europa, Akai selbst hat hier nur die Variante mit den schwarzen VU-Metern angeboten.

Die 260 hat allerdings in ihrer Produktionszeit ein "Facelifting" erfahren, bei dem sich technisch im Detail einiges geändert hat. Der auffälligste optische Unterschied: Die ältere Ausführung hat auf der Kopfträgerabdeckung ein blau unterrlegtes Akai-Logo, die neuere ein schwarz unterlegtes.

Gruß,
Timo
Zitieren
#13
High timo !

Dann sinds bei mir die alten Teile ! Sobald dann Zeit ist, werde ich die doch sehr mitgenommen 260er erstmal überholen.

Hab ich das auf dem ersten Blick richtig gesehen: Aufnahme- und Wiedergabekopf sind als eine Einheit ausgeführt ?

Gruß, 4504 !
Zitieren
#14
Zitat:4504 postete
Hab ich das auf dem ersten Blick richtig gesehen: Aufnahme- und Wiedergabekopf sind als eine Einheit ausgeführt ?
Nicht ganz, Nicht Aufnahme- und Wiedergabe, sondern Lösch- und Aufnahmekopf sitzen aus Platzgründen in einem Gehäuse.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste