Reklamation nach über 40 Jahren - Report, das nie richtig lief
#1
Hallo,

seit längerem steht bei mir ein Report auf dem Tisch, für das ich bislang keine Zeit hatte. Jetzt aber konnte ich den Fehler suchen und dieser war nach etwa 2 Minuten ersichtlich.

Zum Gerät:
4000 Report L (2. Generation), SN 1423 41676
in OVP, Zubehör dabei, leider keine Papiere. Das Gerät sieht optisch ungebraucht aus, die Köpfe und Bandführungen haben keinerlei (!) Gebrauchspuren. Jede Schraube, die ich - zugegeben ungern und sehr vorsichtig - wegschraube, wurde vorher lediglich zugeschraubt. Alles ist blitzblank, eben wie neu. Auch die Riemen sind noch gut und haben keine Standschäden.

   

   

   

   

Nun aber zum GROSSEN ABER:

Ich habe das Gerät gekauft und die Info erhalten, es habe nie richtig funktioniert und wurde dann einfach nicht weiter benutzt.
Nach über 40 Jahren ist das 4000-L noch wie damals als es ausgeliefert wurde: defekt:

der Lautsprecher funktioniert nicht richtig, schwingt nicht gut und liefert daher nur ein sehr schrilles (nur Höhen) und schepperndes Klangbild. Weil das Teil ja sowieso im Eimer ist und der kleine Lautsprecher nun nicht deeeen Wert hat, dass man ihn reparieren müsste (mache ich bei Infinity etc.) und offenbar auch nur schwer reparieren kann, hab ich ihn geöffnet, um den Fehler zu suchen.

Die Spaltmaße um den Kern sind auf einer Seite viel zu gering, sodass die Spule darin verklemmt war. Der Magnet wurde offenbar damals bei der Produktion nicht richtig aufgesetzt bzw. zentriert.

   
(die "defekt"-Markierung stammt übrigens von vor dem "Zerlegen" des Lautsprechers, nicht, dass ich in andere Geräte ein defektes Teil einbaue..
   

   

Krass finde ich jedenfalls, dass das Report trotz diesem Umstand (oder gerade deswegen) bis heute überlebt hat. Noch dazu in diesem hervorragenden Zustand. Nun hat das Gerät einen hervorragend funktionierenden neuen alten 4000-L-Lautsprecher spendiert bekommen und ist wohl eines der am besten laufenden meiner Reports.


Mich würde nun natürlich interessieren, wie es dazu kommen konnte. Dass die damaligen Käufer feststellten, dass irgendwas am Gerät nicht ganz so stimmt, ist wohl Tatsache. Offenbar haben sie sich - warum auch immer - nicht mehr sonderlich weiter darum gekümmert.
Allerdings muss doch so ein Fehler bereits vorher auffallen. Der Lautsprecher war von der ersten Stunde an defekt.

@Anselm: wie wurde das Gerät am Ende des Bandes überprüft? (Bei leiser Lautstärke fällt der Fehler nämlich nicht auf, es fehlt dann nur etwas das Klangvolumen. Sobald man etwas lauter stellt, schepperts unschön wie oben beschrieben).


Grüße,
Andreas
Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
Zitieren
#2
UHER-Report-Fan,'index.php?page=Thread&postID=204726#post204726 schrieb:Mich würde nun natürlich interessieren, wie es dazu kommen konnte. Dass die damaligen Käufer feststellten, dass irgendwas am Gerät nicht ganz so stimmt, ist wohl Tatsache. Offenbar haben sie sich - warum auch immer - nicht mehr sonderlich weiter darum gekümmert.

Die 4000er wurden ja häufig für Bildungseinrichtungen angeschafft. Ich könnte es mir so vorstellen: Eine größere Stückzahl der Geräte wurde gekauft. Entweder wurde zwar sofort festgestellt, daß eins defekt ist, aber es wurde nach dem Motto "Wir haben ja noch genügend andere, das reklamieren wir irgendwann mal" hinten in den Schrank gestellt, oder es wurden von vornherein ein paar Exemplare "auf Halde" gekauft, die erst wesentlich später ausgepackt wurden. In beiden Fällen war die Garantiezeit abgelaufen, bevor es reklamiert wurde. Es kostenpflichtig reparieren zu lassen, hätte beim Kostenträger die unangenehme Frage "Warum hat sich da nicht während der Garantiezeit jemand drum gekümmert?" nach sich gezogen, also ist auch das nie passiert.

Ich hab' anno 2000 mal einen etwa zehn Jahre alten, völlig unbenutzten 386er-PC von Olivetti in erst kurz zuvor geöffneter Originalverpackung aus einer Volkshochschule, Neupreis um die 2.500 DM, vor der Entsorgung gerettet.
Zitieren
#3
Hallo Andreas,

UHER-Report-Fan,'index.php?page=Thread&postID=204726#post204726 schrieb:@Anselm: wie wurde das Gerät am Ende des Bandes überprüft? (Bei leiser Lautstärke fällt der Fehler nämlich nicht auf, es fehlt dann nur etwas das Klangvolumen. Sobald man etwas lauter stellt, schepperts unschön wie oben beschrieben).
Du hast die Information, das Gerät habe nie richtig funktioniert, von dritter Seite. Ich bin skeptisch. Natürlich haben wir nicht absolut fehlerfrei gearbeitet, das hat uns schon die Qualitätssicherung bewiesen, die stichprobenweise versandfertige Kartons entnahm, die Geräte auf Herz und Nieren prüfte und hin und wieder mit einem - nicht ohne einen Hauch von Schadenfreude - in der Fertigung auftauchte, was bei der ganzen Mannschaft immer Herzklopfen auslöste, und je nach Fehlerart heftige Konsequenzen haben konnte.

Die fertig montierten und messtechnisch geprüften Geräte wurden in schallgedämpften Kabinen einer akustischen Endkontrolle unterzogen. Es wurden Mikrofonaufnahmen gemacht und wiedergegeben, es wurde Musik abgespielt, über Kopfhörer und Lautsprecher, wobei die Lautstärke kurzzeitig weit aufgedreht wurde. Die - meist - Damen hatten dabei ein sehr gutes Gehör, haben auch geringe Verzerrungen, Gleichlaufschwankungen, Brummen, Rauschen usw. sehr zuverlässig festgestellt. Dass ein sehr schrilles und schepperndes Klangbild versehentlich freigegeben wurde, kann ich mir nur sehr schwer vorstellen. Ausschließen kann ich es natürlich nicht. So haben wir das jedenfalls gemacht.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
Zitieren
#4
Das ...

UHER-Report-Fan,'index.php?page=Thread&postID=204726#post204726 schrieb:(die "defekt"-Markierung stammt übrigens von vor dem "Zerlegen" des Lautsprechers, nicht, dass ich in andere Geräte ein defektes Teil einbaue..
... habe ich erst jetzt entdeckt, ist auch etwas "eingeklemmt". Wink Hm. Das ist natürlich ein sehr belastendes Indiz. Die Endprüferinnen haben auf der berühmten Kontrollkarte mit ihrem Kurzzeichen bestätigt, dass die Geräte verkaufsfähig sind. Und dass so krasse Fehler durchgerutscht sind? Zumindest haben wir Glück, dass das schon verjährt ist. Smile

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
Zitieren
#5
Hallo Anselm,

natürlich ist die Info nicht eindeutig verifizierbar, dafür spricht allerdings der optimale Zustand des 4000-L (bis auf den Lautsprecher Wink.
Fehlerfrei arbeiten ist nie ganz möglich, Deiner Beschreibung der Endkontrolle nach hätte dieser Fehler aber definitiv auffallen müssen. Dann kann ich die Schuld nicht diesem Bereich zuschreiben. Also entweder hat sich dieses Modell an der akustischen Kontrolle "vorbeigemogelt" oder ...
Ich habe mir den Lautsprecher nochmals angesehen. Ich hatte schon einige (meist größere, Tieftöner) Lautsprecher, bei denen die Magneten abgefallen waren (durch heftige Erschütterungen beim Transport) oder versetzt, sodass die Spule verklemmt wurde. Diese waren jedoch wieder platzierbar und danach ging es wieder. Bei dem defekten Uher-Lautsprecher ist jedoch alles an der Position, an der es damals verklebt wurde.

Es bleibt also ein Rätsel Smile

@Timo: klingt plausibel. Jeder andere hätte wohl sofort versucht, das Gerät repariert zu bekommen.

Gruß
Andreas
Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste