UHER 4000 Report, "SN 138137 wiederbelebt"...
#1
Hallo!
Vorab eine eher rethorische Frage:
"Wie bekloppt muß man eigentlich sein, ein optisch verwanztes, technisch eine Wundertüte,
UHER Report für einen ordentlichen Batzen Geld zu ersteigern? Ausgang des Abenteuers un-
gewiß."

Die Antwort lieferte mir der Badezimmerspiegel...
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Die Geschichte begann, wie bei der Mehrzahl meiner Report-Käufe, mit der täglichen Durchsicht
einer bekannte Auktionsplattform. "Aha, bei den Neu-Auktionen sind gleich mehrere graue
4000 Report (also aus der Anfangsproduktion 1961/1962)", registrierte ich verwundert. Ziemlich
ungewöhnlich...

Als Besitzer dreier grauen 4000 (inkl. des bis dato frühesten bekannten Report - 138 222) war
mein Kaufinteresse gering. Eines der grauen 4000 weckte dann doch mein gesteigertes Inter-
esse. Ich fragte, was sonst nicht meine Art ist, den VK höflich an, ob die SN < oder > 138 222
sei. Die freundliche, überraschende Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Überraschend
deshalb, weil ich nicht de Erste war, der angefragt hatte. Kurz darauf war die angefragte SN
in der Auktion zu erfahren. Tatsächlich ist das graue 4000 mehr als 80 Einheiten älter (Genau
85 Einheiten -> 138 137). Schlagartig war mein "HW-Faktor" in die Höhe geschnellt. Daß das
4000 in ziemlich schlechten Zustand (in Wort und Bild) daher kam, blendete ich natürlich aus.
"Das wird schon", so meine Gedanken. Eine ziemlich optimistische Einschätzung. Davon später
mehr...

Lange Rede, kurzer Sinn - ich hab´s dann aus der Bucht gefischt, und dem Moment entgegenge-
fiebert, wo ich es in den Händen halte. Der kam auch nach wenigen Tagen. Meine Euphorie
bekam allerdings recht schnell einen großen Dämpfer. Äußerlich mit ordentlichen Kampf-
spuren vergangener Jahrzehnte und Falschteilen versehen, war das 4000 ein "Ritter der
traurigen Gestalt".

   

   

   

   

   

Anm.:
Beschreibung und Bilder eines Gerätes sind eine Sache. Das Gerät physisch in Augenschein
zu nehmen, ein ganz Andere!

"Ach du meine Güte! Vielleicht sieht es innen weniger trostlos aus?" Auf den Kopp mit dem
Report, und den Bodendeckel (immerhin Orginal, wenn auch verzogen) abgenommen. Der
erste Blick (die graugrüne Pappabdeckung fehlt leider) offenbart gleich, daß hier umfang-
reiche Umbaumaßnahmen erfolgt waren. Der Orginalzustand war auch innen Geschichte.
Der zeitgenössische Umbau auf 4000-L Technik (Motor/Steuerung/Endstufe) war durch den
Austausch von Umspulwippe und Capstanrad umfangreicher ausgefallen. Was für den Betrieb
(wenn das 4000 denn liefe) künftig nur von Vorteil sein kann.

   

   

   

   

   

Warum das 4000 zwei 4000-L Knöpfe, anstatt der flachen O.-Knöpfe hat, zeige der Blick unter
die Hauptplatine. Jemand hatte die zu den Knöpfen passenden Poti (längere Achse!) an Stelle
der Orginal-Poti eingebaut. Nicht nur, daß er zu faul war, die Achsen einzukürzen. Nein, er
hatte sich auch nicht darum geschert, daß die Poti-Daten falsch für das 4000 sind. Die alten
O.-Knöpfe lagen natürlich nicht dabei. Na prima! Der Knopf des Kulissenschalters war auch
vom 4000-L. Auch hier war der O.-Knopf "verdunstet".

   

   

Das Instrument bewegte sich auch keinen Milimeter. Vermutlich, wie so oft, blockiert der
abgefallene Magnet die Mechanik. Und die Beleuchtung blieb auch dunkel.

Die Beschreibung des VK : "Gerät funktioniert nicht." traf leider zu 100% zu (warum stimmt das
bei zugesagten positiven Eigenschaften sehr oft nicht?).

Bis zur Auferstehung von "138 137" war ein weiter Weg zurückzulegen. So mein nüchternes Fazit.

Dann mal los!
Zuerst habe ich den falschen Klappdeckel und die drei falschen Knöpfe abmontiert. Danach wurde
das ganze 4000 von allen anderen Anbauteilen befreit. Bei Begutachtung des Kombikopfes fand ich
ein weiteres Manko. Andruckfilze = Fehlanzeige. Meine Suche nach dem Stück Filz, aus dem ich
die Andruckfilze anfertige, blieb trotz intensiver Suche unauffindbar. Na toll! Ungeduld läßt grüßen.
Einer der nos Andruck-Streifen für die L-Baureihe wurde seiner beiden Filzstückchen beraubt. Die
sitzen jetzt auf den Bronzefedern des 4000.

Der Kombikopf weist den üblichen Abrieb der vergangenen Jahrzehnte auf. Ist aber noch erstaunlich
wenig abgenutzt. Kann bleiben, nur säubern.

   

Jetzt erst einmal nach den passenden Ersatzteilen in meinem Fundus fahnden. Den gute Klappdeckel
(leider falsche Farbe, weil von einem braunen 4000), die beiden Poti und das Instrument lieferte ein
4000-Teileträger. Den Knopf für den Kulissenschalter bekam ich von Alexander (Alex1) wieder zugeschickt
(nochmals vielen Dank dafür), nachdem ich ihn fälschlicherweise an einem Teileträger beließ, den ich
Alexander kurz zuvor zugesandt hatte.

   

Die Tausch der falschen Poti und des defekten Instrumentes gegen funktionierende O.-Teile gestaltete
sich, ob der widerspenstigen, brüchigen und (wie so oft) kurz geratenen Verkabelung, zeitraubend
und schwierig (ich hatte mindestens zwei Hände zu wenig, für Fixierung der Kabel und ausreichende
Beleuchtung der Lötstellen). Gut, daß ich die 4000er "138 222" und "138 287" als Vorlage nehmen konnte.
Denn die falschen Poti waren auch falsch angeschlossen (wenn schon, denn schon...). Später ergab die
Funktionsprobe, daß ich alles richtig gemacht hatte. Na ja, fast. Den LS-Aus-Schalter hatte ich verkehrt
herum (LS-Knopf gezogen = LS ein) angelötet. Der Fehler ließ sich schnell beheben.

Die Ursache, warum das 4000 keinen Muckser tat, war schnell gefunden. Der Schaltkontakt, der die
Versorgungsspannung weiterschaltet, wenn ein "Gang eingelegt" wird, war korrodiert und dejustiert.
Nach erfolgreicher Bearbeitung, summte der Motor. Beleuchtung und Batteriekontrolle waren auch OK.
Eines meiner zig-fach abgehörten Kontrollbänder aufgelegt und "play-Taste" gedrückt. Das funktioniert
einwandfrei. Bloß, auch bei voll aufgedrehtem LS-Regler waren dem 4000 keine Töne zu entlocken.
Nanu? Poti doch falsch angeschlossen? Ratlosigkeit macht sich breit. Vielleicht der Knopf falsch mon-
tiert (Achse gezogen)? Nee, reindrücken geht nicht. Dran gewackelt, und dabei den Knopf gezogen.
Ahhh, was für ein GEBRÜLL aus dem Lautsprecher (Fehlerbeschreibung s. o.)! Erleichterung, daß die
Wiedergabe funktioniert. Zumindest prinzipiell. Denn, die Wiedergabe ist untypisch dumpf, und die
Gegenspur ist in Pausen deutlich zu hören. Die Kopfstellung stimmt hinten und vorne nicht. Die Auf-
nahme funktioniert den Umständen entsprechend. Neue Baustelle...

Das Rückspulen schwächelt, trotz "moderner"Umspulwippe. Ursache: Eine fehlende Beilagscheibe
unter dem Bandteller. Das war schnell behoben. Spult nun in beide Richtungen wie es soll.

Positiv zu vermelden ist, daß kein Handlungsbedarf bzgl. Elko-Tausch (oder anderer Bauteile) be-
steht. So brauchen nur die Riemen ausgewechselt werden.

Zum Zeitpunkt dieses Berichtes steht nur noch die Lackierung des Klappdeckels (in Farbe des
Bodendeckels) aus. Das muß warten, bis es draußen warm genug dafür ist.

   

   

"SN 138 137" ist auferstanden aus Ruinen. Die Kampfspuren wurden weitgehend so belassen.
Die Umbauten auch. Aber volle Funktionsfähigkeit. Damit bin ich zufrieden.

   

   

   

   

   

   

   

   

   

Wenn ich ein optisch UND technisch orginales graues 4000 Report ansehen/bespielen möchte,
dann greife ich zu "SN 138 222"...

Gruß
Wolfgang
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#2
Hallo Wolfgang,

ist dies der Apparat, für den Du flache "Knöpfe" gesucht hast? Oder gibt es da noch weiteren Bedarf?

Zu Deiner Frage "Wie bekloppt muß man eigentlich sein, ein optisch verwanztes, technisch eine Wundertüte,
UHER Report für einen ordentlichen Batzen Geld zu ersteigern? Ausgang des Abenteuers un-
gewiß." möchte ich mich nicht äussern Big Grin

Gruß Bernd

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#3
Hallo Wolfgang,

vielen Dank für den lang ersehnten (Du weißt, wie ich das meine...) Bericht über den "Gesundheitszustand" des Großvaters unter den Reports. Auf den Bildern macht es nun einen stattlichen Eindruck, allein schon die Wahl der passenden Knöpfe macht bei den Reports optisch meist viel aus. Dafür, dass das Report eine belebende Geschichte gehabt haben muss, besteht kein Zweifel: erste Reanimation durch u.A. damals neue Motorisierung und nun die zweite. Wie so oft und wie Du geschrieben hast, ist das hier wohl eine Art worst case scenario. In der Tat hatte ich bei >100 Reports noch bei keinem eine derartige Häufung von Baustellen und Neu- bzw. Fehlteilen. Der ehemalige Besitzer scheint zwar eine gewisse Ahnung von der Materie gehabt zu haben, allerdings auch kein Stück mehr. Umso besser - in diesem Fall - denn sonst wäre es womöglich nicht zum Verkauf und Kauf Deinerseits gekommen Wink


Sehr schöne Bilder und wie immer die passende Tasche!

@Bernd: weiteren Bedarf??? Höre ich da ganz leise eine Quelle für flache 4000-Report-Knöpfe sprudeln?



Gruß
Andreas
Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
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#4
besoe,'index.php?page=Thread&postID=199781#post199781 schrieb:Zu Deiner Frage "Wie bekloppt muß man eigentlich sein, ein optisch verwanztes, technisch eine Wundertüte,
UHER Report für einen ordentlichen Batzen Geld zu ersteigern? Ausgang des Abenteuers un-
gewiß." möchte ich mich nicht äussern Big Grin
Ich glaube, das tut auch nicht not. Eigentlich alle, die diesem Hobby frönen, weisen bezüglich der Beklopptheit ein ähnliches Niveau auf, wie Wolfgang! Wink
Und das ist auch gut so, liebe Freunde.

LG Holgi
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#5
Hallo Andreas,

nein, bei mir existiert kein Lager an derartigen Knöpfen!

Gruß Bernd

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#6
Hallo Andreas!

Die Photos zeigen, ungewollt, ein schöneres Erscheinungsbild des wiederbelebten grauen 4000 Report.
Aus der Nähe betrachtet, sind die Abnutzungsspuren deutlicher zu sehen. Da ich kein Sammler von
makellosen, praktisch unberührten technischen Geräten bin, finde ich ganz in Ordnung, wenn die
gut 55 Jahre zu sehen sind.

Ganz wie bei meinem eigenen Erscheinungsbild. Die "Nordlichter" können das bestätigen.

Die Anfrage von Bernd rührt wohl daher, daß der Report-Methusalem auf den letzten Frontbildern
den richtigen Knopf-Satz zeigt.
Ich bekenne mich schuldig, hier geschummelt zu haben. Mein jüngstes graues 4000 Report mußte
für die Photostrecke zwei seiner Knöpfe leihweise hergeben. Tatsache ist, daß ich die zwei fehlenden
Knöpfe bis dato nicht ersetzen konnte. Und weiter auf der Suche danach bin...

Gruß
Wolfgang
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#7
Hallo Wolfgang,

Haben diese Knöpfe denselben Durchmesser (Ø16) wie jene eines UHER 4x00 REPORT-L / STEREO
und die gleiche Riffelung (Teilung/Winkel ^ ^ ^ ^ oder Form)?

Wie dick sind diese Knöpfe und wo sitzt die Klemmschraube?

Welchen Durchmesser hat die Bohrung für die Poti-Achse und hat der Knopf hinten einen Bund (Durchmesser und Länge)?

Gruß Bernd

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#8
Hallo Bernd!

Du hat ´ne PN...

Gruß
Wolfgang
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#9
Hallo Wolfgang,

mal wieder eine spannende Geschichte über ein Produkt aus längst vergangener Zeit. 55 Jahre - dieser Tage haben meine Frau und ich unseren 55. Kennenlerntag begangen. Nicht nur UHER Report von damals haben sich gehalten. Smile

Dank und Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#10
Hallo Anselm!

Ich beglückwünsche Deine Frau und Dich,
daß Ihr beide Euch schon eine solange Zeit-
spanne immer "etwas zu sagen" hattet, und
weiterhin haben werdet...

Gruß
Wolfgang
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#11
Vielen Dank, Wolfgang. Ja, das ist ein großes Geschenk, das wir mit zunehmendem Alter immer noch mehr schätzen.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#12
Hallo Wolfgang,

   


Gruß Bernd

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#13
Hallo Bernd!

Mir fehlen schier die Worte ob der phantastischen "Replik-Knöpfe".
Sie sind auf dem "Suchbild" kaum vom O.-Knopf zu unterscheiden.

Wieder einmal hast Du Dich selbst übertroffen, und mir aus der
Klemme geholfen. Tolles Ergebnis!

Vielen, vielen Dank auch von dem grauen 4000 Report, welches sich
mit den 4 Köpfen (made in Neubärent.) künftig schmücken wird.

Herzliche Grüße
Wolfgang
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#14
Hallo,
das ist ja der Wahnsinn!! Allen Respekt, die Knöpfe sind Dir wirklich bestens gelungen, Bernd! Das verleiht dem ganzen zusätzlich einen besonderen Charme.

Gruß
Andreas
Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
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#15
Hallo!

Die Bernd´schen 4000er-Bedienknöpfe haben einen Abnehmer gefunden.
Mein erstes Graues (Gestatten sie, daß ich mich vorstelle...) hat das
Rennen gemacht:

   

Diese Umrüstung (zwei der alten Knöpfe sitzen jetzt am grauen Methusalem
auf denverwaisten Poti-Achsen) habe ich zum Anlaß genommen, alle meine
4000-Report (und das 4004 Stereo Report) auf Innensechskant-Stiftschrauben
umzurüsten. Die bröseligen Schlitz-Stiftschrauben ärgern mich jetzt nicht
mehr.
Wer genau hinsieht, kann im oberen Bedienknopf den Schlitz und im unteren
Bedienknopf den Innensechskant erkennen:

   

Der abgebildete Schraubendreher ist sehr gut geeignet (ein abgewinkelter,
nackter Innensechskant tut´s natürlich auch). Die Stiftschrauben habe ich
im Modellbauladen gekauft.

Gruß
Wolfgang
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#16
Hallo Wolfgang,

wie ich sehe, sind die Köpfe unbeschadet bei Die angekommen.
Sieht gar nicht schlecht aus thumbup


Gruß Bernd

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